Wieviel Armut darf es sein?

16.07.2023@15:00
energy mix

In Diskussionen zum Thema Energie fällt mir immer wieder auf, wie losgelöst von der Realität gewisse Ideologen unterwegs sind. Es wird davon geschwafelt, wie wir die Schweiz «mit Wind und Sonne dekar­bonisieren» können, und ganz grundsätzlich fällt auf, dass der Zusammen­hang zwischen Energie­konsum pro Kopf und Wohl­stand nicht verstanden wird. Mit Verweis auf Web­seiten mit (zu­ge­ge­be­ner­massen) schönen Visualisierungen, wie z.B. electricitymaps oder windeurope, wird behauptet, dass gewisse Länder schon fast am Ziel seien, und wir (gemeint ist die Schweiz) mit der richtigen Energie­strategie eben­falls bald alle Probleme lösen könnten. Wenig Spielraum gibt es dann allerdings bei der Diskussion der Energie­strategie. Je geduldiger man zuhört, desto schwindliger wird einem. Richtig erhitzen kann man die Gemüter, indem man Technologien ins Spiel bringt, wie sie von TerraPower entwickelt werden. Aus diesem Grund erlaube ich mir, hier wieder einmal ein paar Pflöcke ein­zu­schlagen, damit wir nicht alle abrutschen in die ideo­lo­gische Sumpf­land­schaft der Wind­rädler und Sonnen­dächler.

electricity vs. GDPSchauen wir uns doch die folgende Grafik an, welche den Zusammen­hang zwischen Strom­ver­brauch pro Kopf und GDP pro Kopf (ein in breiten Kreisen akzeptiertes Mass für Wirtschafts­leistung, Wohl­stand usw.) darstellt: Man kann es drehen und wenden wie man will, die Erkenntnis lautet: Wohlstand und Stromkonsum haben etwas miteinander zu tun! Strom ist nun aber ganz offen­sichtlich nicht die einzige Energieform, die wir konsumieren. Schaut man sich den Gesamt­energie­konsum eines Landes an (der Konsum der ver­schie­denen Energie­träger wird um­ge­rechnet in energie­äquivalente Tonnen Erdöl), so sieht die Beziehung ähnlich linear aus: energy use vs. GDP
Schnelldenker sehen diesen Zusammenhang sofort, andere müssen etwas länger darüber brüten. Über kurz oder lang landet man aber immer bei der folgenden Erkenntnis:

Wohl­stand und Energie­konsum korrelieren in hohem Masse!

Ceteris paribus bedeutet das, dass eine Reduktion des Energie­konsums dazu führt, dass ein Land «ärmer» wird. Natür­lich kann man dank techno­logischem Fort­schritt die Energie­effizienz steigern, aber auch da gibt es Grenzen. Und der Ruf nach einer «Dekarbonisierung der Wirtschaft» ist ein ganz extremer, der uns kurzfristig deutlich ärmer machen wird.

Wenn es um die Energiestrategie der Schweiz geht, so muss man bei gewissen Entscheiden einfach ehrlich sein und fragen: Wieviel Armut darf es sein? Daraus ergibt sich dann die Antwort auf die Frage, wieviel Energie wir konsumieren sollen.



PS: Hier noch ein paar Slides aus der Gesamtenergiestatistik der Schweiz:

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