Viele Unternehmen setzen sich mit der Frage nach einem Standort auseinander, typischerweise auf drei Ebenen:
- Strategie-Ebene: Welche Grundsätze sollen in der Standortstrategie verfolgt werden, um die Unternehmensziele umzusetzen?
- Makro-Ebene: Wo, in welcher Region und Verkehrslage sollen die künftigen Standorte liegen?
- Mikro-Ebene: Wie soll die otpimale Infrastruktur des Standortes beschaffen sein resp. ausgebaut werden?
Wer sich in den letzten Jahren mit dem Gewurstel der KSAB im Bereich «Oberstufe» auseinandergesetzt hat, der hat nicht nur festgestellt, dass als seriös verkaufte Mengengerüste schon nach kürzester Zeit Makulatur sind, sondern der hat auch festgestellt, dass eine sehr kleine, exklusive Gruppe von Leuten Entscheide von weitreichender Tragweite fällt, ohne dass die diversen Interessengruppen ernsthaft einbezogen werden in die Entscheidungsfindung. Die Wünsche von Bevölkerung, Schulleitungen, Lehrerschaft oder Schülerinnen und Schülern interessieren diese «Experten» höchstens am Rande. Auf der Strategie-Ebene hat gar nie eine echte und breit abgestützte Diskussion stattgefunden! Die aktuelle Standort-Strategie der Schulführung der KSAB lautet offensichtlich, in der Stadt Aarau alle bestehenden Oberstufenstandorte aufzulösen und in der Telli ein neues Mega-Oberstufenzentrum zu bauen, koste es was es wolle. Es wird schöngeistig von einer «integrativen Oberstufe» gesprochen, de facto stellt man die Weichen für eine Gesamtschule, d.h. man will langfristig die bewährte, dreigliedrige Oberstufe Real/Sek/Bez eliminieren. Wie sieht diese Zukunft denn für die Lehrerschaft aus? Ist man sicher, dass die besten Lehrerinnen und Lehrer an einer durchmischten Oberstufe unterrichten wollen? Oder gilt auch hier, dass man alle gleich machen will, d.h. anstelle von stufengerechten Spezialistinnen braucht es Generalisten, so dass jede Lehrperson auf jeder Stufe unterrichten kann? Der nichtsahnenden Bevölkerung werden «Ausbildungsfairness und Chancengleichheit» verkauft, installieren will man Einheitsbrei und Gleichmacherei («equal outcome» statt «equal opportunity»). Wer hat entschieden, dass die bewährte dreigliedrige Oberstufe des Kantons Aargau über Bord zu werfen ist? Die gleichen «Expertinnen und Experten», die uns schon den Lehrplan 21 beschert haben?
Auch auf der Makro-Ebene hat nie eine breite Diskussion stattgefunden! Ein elitäres Grüpplein hat die Telli als Standort für ein neues Oberstufenzentrum auserkoren. Millionen werden investiert in Vorstudien und einen vom Einwohnerrat abgesegneten Architektur-Wettbewerb, während andere Varianten, z.B. solche mit einer verteilten Infrastruktur, von der ersten Minute an als untauglich, unpraktisch oder zu teuer (!) verworfen wurden. Noch im 2019 wurde dem Volk der Kauf des Areals «Walthersburg» schmackhaft gemacht — der Stadtrat sprach hat damals von «Arrondierung des Areals um die Schulanlage Zelgli» — wenige Jahre später will man nun diese für sehr teures Geld arrondierte Schulanlage Zelgli vertschutten, damit man für 200 Millionen Franken in der Telli ein neues Mega-Oberstufenzentrum aufstellen kann? Wenig ist bekannt über die Management-Kompetenzen der Kreisschule Aarau-Buchs. Wie wird man im neuen Moloch Telli je hunderte von Lehrerinnen und Lehrern erfolgreich führen und tausende von Schülerinnen und Schülern fördern und bestmöglich ausbilden? Kritische Fragen diesbezüglich sind unerwünscht, und so muss befürchtet werden, dass nach dem Prinzip Hoffnung gewerkelt wird. Es ist absehbar, dass Unsummen von finanziellen Mitteln im nimmersatten Schlund der Administration versinken werden - und für die Kernaufgabe, die Ausbildung der Jugendlichen, wird dieses Geld dann leider fehlen. Auch in Bezug auf die Auswirkungen auf den Verkehr ist schon jetzt klar, dass bei einer Konzentration auf einen einzigen Standort in der Telli eine ganz neue Ära anbrechen wird. Ganz zu Schweigen vom Unsinn, tausende von heute grünen Quadratmetern mit Beton zu verbauen und die Oberflächen zu versiegeln. Wo bleibt denn bitte der Aufschrei der Grünen?
Erst auf der Mikro-Ebene dürfen dann alle mitdiskutieren. Sollen wir hier noch ein Räumchen mehr in die Lernlandschaft einfügen, oder braucht es dort noch einen zusätzlichen Veloständer, damit alle zufrieden sind? Wieviel Feng Shui braucht es für eine optimale Wohlfühloase? Natürlich ist das Raumprogramm ein wichtiger Aspekt, wenn eine neue Schule gebaut wird. Natürlich sollen auch moderne Anforderungen berücksichtigt werden. Aber ist es wirklich sinnvoll, gewachsene Strukturen komplett zu zerstören? Wer hat entschieden, dass man alle bestehenden Oberstufenstandorte eliminiert und auf der grünen Wiese neu beginnt? Wie sieht der Plan B aus, wenn sich das radikal Neue nicht bewährt, und alle Brücken zurück schon lange vor Baubeginn abgerissen werden?
Wieso wird die Grundsatzdiskussion nicht geführt, ob wir als Gesellschaft wirklich eine Gesamtschule wollen? Es würde der Stadt auch gut anstehen, wenn die Thematik «ein einziger Standort mit einem Mega-Schulzentrum» oder doch eher «eine verteilte Infrastruktur mit mehreren Standorten» ausdiskutiert und geklärt würde, und zwar auch unter Einbezug der Bevölkerung. Antworten auf solche Fragen sind relevanter Input für die Standortfrage. Man sollte diese Diskussion nicht erst dann führen, wenn das Oberstufen-Zentrum Telli fertig gebaut ist! Bei anderen Themen, die von deutlich geringerer Tragweite sind, kann das Vorgehen nicht partizipativ genug sein. Für ein Mini-Projektlein wie die Stadtidee Aarau wird ein extremer Aufwand betrieben (inkl. E-Voting), um schlussendlich einen läppischen Betrag von insgesamt 50'0000 Fränkli auf ein paar Projekte zu verteilen - Basisdemokratie der feinsten Sorte. Auch bei der Gestaltung des Kasernenareals wird die Bevölkerung einbezogen - die partizipative Phase dauert Jahre, und es werden zahlreiche Workshops durchgeführt. Wieso interessiert unsere Meinung beim für uns alle wichtigen Thema Schule nicht?
PS: Das Schöne an unserer direkten Demokratie ist, dass man sich auch ungefragt
einbringen kann in den Entscheidungsprozess. Genau das mache ich — zusammen
mit einem schlagkräftigen Team — bei der Standort-Strategie für die Aarauer
Oberstufe: Zelglischulhaus Aarau - Bewährtes Bewahren
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