Standortstrategie für Aarauer Oberstufe

24.07.2023@16:45
Mega Oberstufenzentrum Telli

Viele Unternehmen setzen sich mit der Frage nach einem Standort auseinander, typischerweise auf drei Ebenen:

  • Strategie-Ebene: Welche Grundsätze sollen in der Standortstrategie verfolgt werden, um die Unternehmensziele umzusetzen?
  • Makro-Ebene: Wo, in welcher Region und Verkehrslage sollen die künftigen Standorte liegen?
  • Mikro-Ebene: Wie soll die otpimale Infrastruktur des Standortes beschaffen sein resp. ausgebaut werden?

Wer sich in den letzten Jahren mit dem Gewurstel der KSAB im Bereich «Oberstufe» auseinander­gesetzt hat, der hat nicht nur festgestellt, dass als seriös verkaufte Mengen­gerüste schon nach kürzester Zeit Makulatur sind, sondern der hat auch fest­gestellt, dass eine sehr kleine, exklusive Gruppe von Leuten Entscheide von weit­reichender Trag­weite fällt, ohne dass die diversen Interessen­gruppen ernsthaft ein­bezogen werden in die Entscheidungs­findung. Die Wünsche von Bevölkerung, Schul­leitungen, Lehrer­schaft oder Schülerinnen und Schülern inter­essieren diese «Experten» höchstens am Rande. Auf der Strategie-Ebene hat gar nie eine echte und breit abgestützte Diskussion stattgefunden! Die aktuelle Standort-Strategie der Schul­führung der KSAB lautet offen­sichtlich, in der Stadt Aarau alle bestehenden Ober­stufen­standorte aufzu­lösen und in der Telli ein neues Mega-Ober­stufen­zentrum zu bauen, koste es was es wolle. Es wird schön­geistig von einer «inte­gra­tiven Ober­stufe» gesprochen, de facto stellt man die Weichen für eine Gesamt­schule, d.h. man will lang­fristig die bewährte, drei­gliedrige Ober­stufe Real/Sek/Bez eliminieren. Wie sieht diese Zukunft denn für die Lehrer­schaft aus? Ist man sicher, dass die besten Lehrerinnen und Lehrer an einer durch­mischten Ober­stufe unter­richten wollen? Oder gilt auch hier, dass man alle gleich machen will, d.h. anstelle von stufen­gerechten Spezialistinnen braucht es Generalisten, so dass jede Lehr­person auf jeder Stufe unter­richten kann? Der nichts­ahnenden Bevölkerung werden «Ausbildungsfairness und Chancen­gleichheit» verkauft, installieren will man Ein­heits­brei und Gleich­macherei («equal outcome» statt «equal opportunity»). Wer hat entschieden, dass die bewährte drei­gliedrige Ober­stufe des Kantons Aargau über Bord zu werfen ist? Die gleichen «Expertinnen und Experten», die uns schon den Lehrplan 21 beschert haben?

Sportplatz TelliAuch auf der Makro-Ebene hat nie eine breite Diskussion stattgefunden! Ein elitäres Grüpplein hat die Telli als Standort für ein neues Ober­stufen­zentrum auserkoren. Millionen werden investiert in Vorstudien und einen vom Einwohnerrat abgesegneten Architektur-Wettbewerb, während andere Varianten, z.B. solche mit einer verteilten Infrastruktur, von der ersten Minute an als untauglich, unpraktisch oder zu teuer (!) verworfen wurden. Noch im 2019 wurde dem Volk der Kauf des Areals «Walthersburg» schmackhaft gemacht — der Stadtrat sprach hat damals von «Arron­die­rung des Areals um die Schul­anlage Zelgli» — wenige Jahre später will man nun diese für sehr teures Geld arrondierte Schulanlage Zelgli vertschutten, damit man für 200 Millionen Franken in der Telli ein neues Mega-Ober­stufen­zentrum aufstellen kann? Wenig ist bekannt über die Management-Kompetenzen der Kreisschule Aarau-Buchs. Wie Oberstufenzentrum Telli wird man im neuen Moloch Telli je hunderte von Lehrerinnen und Lehrern erfolg­reich führen und tausende von Schülerinnen und Schülern fördern und best­möglich ausbilden? Kritische Fragen diesbezüglich sind unerwünscht, und so muss befürchtet werden, dass nach dem Prinzip Hoffnung gewerkelt wird. Es ist absehbar, dass Unsummen von finanziellen Mitteln im nimmer­satten Schlund der Admini­stration versinken werden - und für die Kern­aufgabe, die Aus­bildung der Jugend­lichen, wird dieses Geld dann leider fehlen. Auch in Bezug auf die Aus­wirkungen auf den Verkehr ist schon jetzt klar, dass bei einer Konzen­tration auf einen einzigen Stand­ort in der Telli eine ganz neue Ära anbrechen wird. Ganz zu Schweigen vom Unsinn, tausende von heute grünen Quadrat­metern mit Beton zu verbauen und die Ober­flächen zu versiegeln. Wo bleibt denn bitte der Aufschrei der Grünen?

LernatelierErst auf der Mikro-Ebene dürfen dann alle mitdiskutieren. Sollen wir hier noch ein Räumchen mehr in die Lern­land­schaft einfügen, oder braucht es dort noch einen zusätzlichen Velo­ständer, damit alle zufrieden sind? Wieviel Feng Shui braucht es für eine optimale Wohl­fühl­oase? Natür­lich ist das Raum­programm ein wichtiger Aspekt, wenn eine neue Schule gebaut wird. Natürlich sollen auch moderne Anforderungen berück­sichtigt werden. Aber ist es wirklich sinn­voll, gewachsene Strukturen komplett zu zerstören? Wer hat entschieden, dass man alle bestehenden Ober­stufen­standorte eliminiert und auf der grünen Wiese neu beginnt? Wie sieht der Plan B aus, wenn sich das radikal Neue nicht bewährt, und alle Brücken zurück schon lange vor Baubeginn abgerissen werden?

Wieso wird die Grund­satz­diskussion nicht geführt, ob wir als Gesell­schaft wirklich eine Gesamt­schule wollen? Es würde der Stadt auch gut anstehen, wenn die Thematik «ein einziger Standort mit einem Mega-Schulzentrum» oder doch eher «eine verteilte Infra­struktur mit mehreren Standorten» ausdiskutiert und geklärt würde, und zwar auch unter Einbezug der Bevölkerung. Antworten auf solche Fragen sind relevanter Input für die Stand­ort­frage. Man sollte diese Diskussion nicht erst dann führen, wenn das Ober­stufen-Zentrum Telli fertig gebaut ist! Bei anderen Themen, die von deutlich geringerer Tragweite sind, kann das Vorgehen nicht partizipativ genug sein. Für ein Mini-Projektlein wie die Stadt­idee Aarau wird ein extremer Auf­wand betrieben (inkl. E-Voting), um schluss­endlich einen läppischen Betrag von ins­gesamt 50'0000 Fränkli auf ein paar Projekte zu verteilen - Basis­demokratie der feinsten Sorte. Auch bei der Gestaltung des Kasernen­areals wird die Bevöl­kerung einbe­zogen - die parti­zipative Phase dauert Jahre, und es werden zahl­reiche Work­shops durch­geführt. Wieso interessiert unsere Meinung beim für uns alle wichtigen Thema Schule nicht?


PS: Das Schöne an unserer direkten Demokratie ist, dass man sich auch ungefragt einbringen kann in den Entscheidungsprozess. Genau das mache ich — zusammen mit einem schlagkräftigen Team — bei der Standort-Strategie für die Aarauer Oberstufe: Zelglischulhaus Aarau - Bewährtes Bewahren

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