Sabine Kuster ist «Wissens- und Gesellschaftsjournalistin» bei CH Media und hat uns schon zu Corona-Zeiten regelmässig mit allerlei Covid-Propaganda versorgt. Natürlich darf man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen, wenn jemand «pseudo-wissenschaftliche» Artikeli verfasst, ohne dass er eine solide Ausbildung als Wissenschaftlerin hat. Allerdings, wer schon beim einfachen Thema Maske komplett versagt hat, der wäre gut beraten, das Parkett bei den wirklich anspruchsvollen Themen denjenigen zu überlassen, die den Durchblick haben.
Nicht so Sabine Kuster. Vor ein paar Tagen ist sie auf den fahrenden Zug «217»
aufgesprungen, den sie so absurd wie interessant findet — man beachte, dass
die Headline kein Fragezeichen enthält, sondern es wird hier (wie
zuvor schon in Dutzenden anderer Medien weltweit) der Eindruck erweckt, dass über eine
wahre Begebenheit berichtet wird:
Unbeirrt von der Tatsache, dass Koryphäen wie Kevin McKernan
zum Zeitpunkt der Publikation des obigen Artikels schon längst bewiesen hatten, dass a) das in
«The
Lancet» publizierten Paper voller Probleme ist («the paper is plain
fraud») und b) das Subjekt der Studie von der Staatsanwaltschaft Magdeburg
als schuldunfähig eingestuft wurde, lässt sie uns an ihrem Mutmassungen teilhaben (leider sind
die Zeiten vorbei, als Journalisten ihre persönlichen Meinungen in der Kommentarspalte publizierten...).
Unterschwellig immer der Tenor, dass die mRNA-Gentherapien «sicher und wirksam»
seien, obwohl die
Datenlage eine ganz andere Sprache spricht. Dumm an der ganzen Geschichte ist nun
leider, dass bis jetzt kein unabhängiger Nachweis erbracht werden konnte, dass der arme Mann
sich bis zum Ende der Studie auch nur einer einzigen mRNA-Behandlung unterzogen hatte...
Nun, man hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass die an Studien Beteiligten ihre Interessenskonflikte häufig nicht vollständig offenlegen, aber als Journalistin hätte man ja trotzdem ein paar Minuten in eine Recherche investieren können. Dann hätte Sabine Kuster evtl. herausgefunden, dass Fresenius Helios eine substantielle Finanzierungsquelle ist für Dr. Kilian Schober's Forschungslabor.
Richtig unterhaltsam sind die Rechtfertigungsversuche von Sabine Kuster, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass ihre esoterischen Erkenntnisse aus der Pandemie («Pfizer für junge Männer», «3G statt 2G») blanker Unsinn sind. Hat sie mir doch geschrieben: «Ich versuche ausgewogen zu berichten, denke aber nicht, dass Sie zu jenen gehören, die jemals damit zufrieden sein werden.» Muss man mittlerweile mit Unsinn zufrieden sein, nur weil er «ausgewogen» ist? Die persönlichen Meinungen von Sabine Kuster wären jedenfalls in einer Kommentarspalte besser aufgehoben (was auch andere Medienkritiker so sehen, z.B. hier und hier). Jeder halbwegs intelligente Mensch kann mit einer kurzen Recherche Sabine Kusters «Pfizer für junge Männer» als ein «falsches Dilemma» (etwas ausführlicher in englischer Sprache) entlarven: Wieso soll die Gruppe «junge Männer» wählen zwischen einer riskanten Variante (Pfizer) und einer noch riskanteren Variante (Moderna), wenn die Variante «keine mRNA-Gentherapie» unter dem Strich (also nach einer sauberen Risk-Benefit-Analyse) die mit Abstand beste Variante ist? Während der Rest der Welt mittlerweile zu dieser erfreulichen Erkenntnis gefunden hat, ist die «Männerkennerin» Sabine Kuster leider immer noch anderer Meinung...
Die meisten «Covid-Verschwörungstheorien» haben sich als wahr herausgestellt, aber leider ist die Pandemie der «Covid-Verschwörungsphantasien» noch immer nicht ausgestanden. Die nächste Bereinigungsrunde bei ch-media wird da vielleicht Abhilfe schaffen...