Einerseits ist es erfreulich, dass alle Karten für das Maienzugsbankett verkauft werden konnten. Andererseits ist es schade, dass nicht alle interessierten Aarauerinnen und Aarauer werden teilnehmen können. Ein spezielles Ärgernis ist allerdings dieses Jahr das totale Versagen der Stadt-Verwaltung im Bereich «neue Verkaufskanäle», also Online-Verkauf, Verkauf per Telefon oder Verkauf per E-mail. Der Online-Verkauf hätte am 17. Juni 2024 pünktlich um 8 Uhr starten sollen. De facto war die Vorverkaufswebseite - abgesehen von wenigen kurzen Ausnahmen - erst 24 Stunden später, also am 18. Juni 2024 ab 8 Uhr erreichbar (und knapp 1 Stunde später waren alle Karten ausverkauft!) - am Montag wurde man den ganzen Tag über mit einem komplett irreführenden Hinweis «Buchungen sind im Verlaufe des Tages wieder möglich» hingehalten.
Wie es möglich ist, dass man im Jahre 2024 nicht in der Lage ist, einen funktionierenden Online-Verkauf für ein paar tausend Bankettkarten anzubieten, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Die Stadt hat ein Budget für Spielereien wie kaum eine andere Schweizer Stadt, man weiss beliebig lange im voraus, wann der Maienzug stattfindet (immer am ersten Freitag im Monat Juli), d.h. man weiss auch, wann man für den Verkauf von Bankettkarten bereit sein muss, und die einzige Alternative ist das Anstehen (bis zu 2 Stunden!) an einer zentralen Verkaufsstelle in der Stadt? Solches macht einen sprachlos! Wieso kein Verkauf per Telefon, wieso kein Verkauf per E-mail, Fragen über Fragen...
Einerseits werden wertvolle Steuergelder sinnlos verschleudert für Begegnungsorte in den Quartieren (formuliertes Ziel: «Die Wege der Quartierbewohnenden sollen durch leicht erreichbare Treffpunkte in den Quartieren verkürzt werden.»), andererseits muss man sich physisch zur Verkaufsstelle im Zentrum der Stadt begeben, wenn man eine Maienzug-Bankettkarte will? Den Verantwortlichen fehlt es ganz offenbar nicht nur an gesundem Menschenverstand!
Eindrücklich ist hingegen die Leistung der Kommunikationsabteilung, die das totale Versagen des Online-Verkaufskanals den ganzen morgen über wie folg begründete: «Wir arbeiten gerade an einigen Verbesserungen». Ich mag mich noch an Zeiten erinnern, wo man ehrlicherweise von "Fehlerbehebung" gesprochen hätte. Aber heute ist die Latte offenbar genügend tief gelegt, so dass man das simple Aufschalten eines Online-Kanals als Verbesserung verkaufen kann...
Wer in Aarau mit seinen Traditionen aufgewachsen ist, der erinnert sich daran, dass das Bankett auf der Schanz ein «kleiner aber feiner Anlass für Aarauerinnen und Aarauer» war, und zwar auch für die Ehemaligen resp. Weggezogenen, die an diesem grossen Tag gerne auf einen Besuch zurück nach Aarau kamen. Es war vor nicht allzu langer Zeit jeweils sogar noch möglich, direkt auf der Schanz Bankettkarten zu kaufen. Insofern haben die Verantwortlichen auch hier versagt. Seit ein paar Jahren ist nicht nur der Maienzugvorabend verkommen zu einem grossen und überregionalen Volksfest, das sich - abgesehen von der Örtlichkeit - kaum unterscheidet von anderen Anlässen wie das «Züri Fäscht» oder die «Badenfahrt», man hat nun auch das Maienzug-Bankett im Visier. Mit der erzwungenen Verlegung des Banketts von der Schanz auf den Maienzugplatz hat der Stadtrat den über Jahrzehnte liebgewonnen Charakter des Maienzug-Banketts komplett zerstört; nun gibt er sich alle Mühe, das Bankett zum überregionalen Volksgelage verkommen zu lassen. Die mutwillige Zerstörung von Traditionen entspricht zwar dem Wunsch vieler Linken (die frustrierte Lelia Hunziker lässt grüssen), aber unserem Zusammenhalt sind diese Entwicklungen sehr abträglich...
Wenn der Stadtrat auf dem Maienzugplatz ein überregionales Gelage mit veganem Dessert organisieren will, so soll er im Gegenzug dafür sorgen, dass wir Aarauerinnen und Aarauer ab 2025 wieder unser «kleines und feines Maienzug-Bankett auf der Schanz» bekommen. Priorität beim Kartenverkauf für die Einwohnerinnen und Einwohner von Aarau, aktuelle und ehemalige. Aarau FIRST!