Eile mit Weile beim Mitteldamm

23.10.2024@14:32 [Update 20.11.2024@12:00]
Weckruf

Das VGer des Kantons AG hat mit Urteil vom 8. Oktober 2024 in der Sache Mittel­damm weise und korrekt ent­schieden: «In teil­weiser Gut­heis­sung der Be­schwerde wird der Regie­rungs­rats­be­schluss vom 14. Juni 2023 auf­ge­hoben und im Sinne der Er­wägungen an den Regie­rungs­rat zurück­ge­wiesen...

Update 20.11.2024: Medien­mit­tei­lung der Eniwa: Nach­dem das Ver­waltungs­gericht das Kraft­werks­erneuerungs­projekt von 2013 erneut genehmigte, hat sich Eniwa ent­schieden, den Zwischen­ent­scheid des Gerichts zum Opti­mie­rungs­projekt 2021 nicht weiter­zu­ziehen und die nach­träg­lich gefor­derten Doku­men­ta­tionen zu den Varianten und die Er­wei­terung des Umwelt­ver­träg­lich­keits­berichts be­züg­lich des bereits rechts­kräf­tig be­willigten Unter­werks­projekts noch nach­zu­liefern.

Dieser Spekta­kuläre Sieg (das sind die Worte der AZ vom 21.10.2024) des kleinen Vereins «Rettet den Mitteldamm» über den mäch­tigen, regio­nalen Ener­gie­ver­sor­ger Eniwa bedeutet, dass die Eniwa zurück auf Feld 1 ist (vgl. dazu die im Bild ab­ge­bildete Eile-mit-Weile-Konstel­lation: Grün hat eine 5 ge­würfelt, darf jetzt an der Eniwa und am Aarauer Stadt­rat vor­bei­ziehen und deren Fi­gu­ren heim­schicken auf die Start­posi­tionen).

Die Eniwa inter­pretiert ihre krachende Nieder­lage natür­lich etwas anders (siehe hier oder als PDF hier) als der ob­sie­gende Verein (siehe Presse­er­klä­rung), aber das ist nicht das erste Mal, dass diese beiden Parteien Sach­ver­halte dia­metral ver­schie­den ein­schätzen. Korrekt der Titel bei aarau24.ch: Gerichts­urteil stoppt um­strit­tenes Kraft­werks­projekt um den Mit­tel­damm. Für den Moment ist also gericht­lich geklärt, dass der Mit­tel­damm ge­schützt ist, und zwar als ISOS-1A-Objekt. Damit geniesst er den höchst­möglichen, natio­nalen Schutz, und die Eniwa kann ihn nicht ein­fach ab­reis­sen, ohne dass vor­her Alter­na­ti­ven zur Strom­mehr­pro­duktion sorg­fäl­tig ge­prüft worden sind. Die Expo­nenten der Eniwa, die jahre­lang das Gegen­teil be­hauptet hatten, lagen also falsch.

Kompromiss

Während die Kanal­schwimmer den Ama­zonas der Schweiz im Som­mer bei an­ge­nehmen Tem­pe­ra­turen ge­niessen konnten, nehmen Ver­waltungs­rat und Ge­schäfts­leitung der Eniwa jetzt zu­sam­men mit dem Aarauer Stadt­rat zur Un­zeit ein kaltes Bad. Allerdings, so eine Kneipp-Kur soll ja ganz gesund sein, und viel­leicht erinnert man sich im leicht abge­kühlten Zu­stand noch recht­zeitig an die «Aus­stiegs­hilfe» (lies: den Kompro­miss), vor einiger Zeit vom Verein «Rettet den Mitteldamm» gross­zügiger­weise offeriert? Auch die Eniwa muss nicht immer mit dem Kopf durch die Wand, sondern man darf vom Top-Mana­ge­ment durch­aus er­warten, dass man jetzt endlich auch die Wünsche der Be­völ­ke­rung in das Kraft­werks­projekt ein­flies­sen lässt: Strom­produktion opti­mieren statt ein­fach stur maxi­mieren. Gute Manager wissen: Im All­tag ist der Kompro­miss oft die Bedingung für den Erfolg!

Aarau kann es besser!