Am 29. Januar 2024 habe ich dem Stadtrat ein paar Fragen gestellt zur unnötigen und vor allem kontraproduktiven Aktion mit Moblity-Gutscheinen. Kontraproduktiv deshalb, weil man mathematisch schlüssig zeigen kann, dass diese Aktion garantiert nicht zu einer Reduktion des motorisierten Verkehrs führt; und mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit wird auch der CO2-Ausstoss nicht reduziert. Unnötig deshalb, weil damit jeder von der Stadt für diese Aktion ausgegebene Franken pure Verschwendung ist. Der Beweis ist hier geführt.
Der Stadtrat lieferte zwar am 25. März 2024 eine Antwort, aber diese war so unvollständig, dass ich den Damen und Herren im Rathaus eine zweite Chance geben musste mit einer weiteren Anfrage «Geheimniskrämerei und Desinformation im Zusammenhang mit der Aktion Mobility-Gutscheine». Am 23. September 2024 hat der Stadtrat nun endlich eine Antwort geliefert, und es darf sicher als kleiner Erfolg verzeichnet werden, dass nun immerhin alle Kosten offengelegt wurden. Es war offenbar nicht möglich, sich hinter irgendwelchen Paragraphen zu verstecken.
Was kann man der Antwort des Stadtrats entnehmen?
- Die Gesamtkosten belaufen sich auf CHF 18'528.44 plus «interner Arbeitsaufwand von rund 9 Stunden». Ergo: Die Stadt hat insgesamt mindestens 20'000 Franken verjubelt für dieses ideologiegetriebene Projekt!
- Die Stadt Aarau hat Mobility 15'000 Stutz überwiesen, damit diese private Firma etwas Werbung macht für ihre Dienstleistung und so ihren Kundenstamm in Aarau auf Kosten des Steuerzahlers vergrössern kann. Definitiv kein schlechter Deal, aus Sicht Mobility!
Die restlichen Fragen hat der Stadtrat so stümperhaft (oder mit Absicht unvollständig?) beantwortet, dass ich bei Mobility direkt nachfragen musste, um endlich Antworten auf alle Fragen zu haben und dann ein paar sinnvolle Berechnungen anstellen zu können:
- Im Rahmen der Aktion wurden insgesamt 316 Gutscheine eingelöst. 291 wurden von bestehenden Kunden eingelöst (und haben so auf Kosten des Steuerzahlers von einem Rabatt von 30 Franken profitiert). Nur 25 Neukunden haben einen Gutschein eingelöst.
- Pro eingelösten Gutschein (Wert 30 Franken) hat die Stadt mehr als 60 Franken ausgegeben (berechnet als CHF 20'000 / 316).
- Alternativ: Pro Mobility-Neukunde hat die Stadt unglaubliche 800 Franken ausgegeben (berechnet als CHF 20'000 / 25). Von einem solchen Kunden-Akquise-Budget kann man in der Privatwirtschaft nur träumen.
- 15% der bestehenden Mobility-Kunden (Stadt Aarau) haben den Gutschein eingelöst. Damit kann man berechnen, dass Mobility zu Beginn der Aktion in der Stadt Aarau 1940 bestehende Kunden hatte [(315-25) / 15 * 100 = 1940]. Dank den vom Steuerzahler aufgeworfenen 20'000 Franken hat Mobility also den Kundenbestand in Aarau um ca. 1% erhöhen können [25 / 1940 = 1.29%].
Nun noch zum Geschwurbel des Stadtrats im Zusammenhang mit den «wissenschaftlichen Studien». Ich habe hier ausführlich über das Thema geschrieben, und ich stehe zu meinen Erkenntnissen: Es existieren keine empirischen Studien, welche die vom Stadtrat (oder Mobility) behaupteten Effekte nachweisen würden. Es gibt keinen statistisch signifikanten Effekt von Carsharing auf den Pkw-Besitz, und es ist eine unbewiesene Behauptung, dass Carsharing zu einer intensiveren Nutzung nachhaltiger Mobilitätsoptionen oder einem multimodalen Verkehrsverhalten führen würde.
Die vom Stadtrat behaupteten positiven Effekte basieren also einzig auf sog. Modellrechnungen. Allfällig gemessene Effekte sind statistisch nicht signifikant oder zeigen gar in die falsche Richtung. Geradezu lachhaft ist die folgende Behauptung: «...ein stationsbasiertes Carsharing-Auto kann bis zu 16 private Autos ersetzen...» — da ist sogar Mobility noch bescheidener: Im Marketing-Material wird behauptet, ein Mobility-Fahrzeug könne bis zu 11 Privatautos ersetzen. Klar ist, dass solche «bis zu»-Aussagen auch dann korrekt sind, wenn kein einziges privates Auto ersetzt wird.
Die ganze Carsharing-Propaganda erinnert einen sehr an die Corona-Propaganda für die Gentherapie: Sicher und 95% Schutz vor Ansteckung und Transmission. Solcher Unsinn wurde damals ebenfalls von «Experten» (und Politikern) behauptet, und zwar immer mit Verweis auf «wissenschaftliche Studien»...
So bleibt die Erkenntnis: Ausser Spesen nichts gewesen — aber es ist schön zu wissen, dass immerhin der Stadtrat zufrieden ist mit diesem unsinnigen Projekt...
PS: Die AZ hat am 5. Oktober 2024 berichtet