Aaruin — Geldverschwendung pur

08.10.2024@19:41
Fahrt in den Nebel

Am 29. Januar 2024 habe ich dem Stadt­rat ein paar Fragen ge­stellt zur un­nötigen und vor allem kontra­pro­duk­tiven Aktion mit Moblity-Gut­scheinen. Kontra­pro­duk­tiv des­halb, weil man mathe­matisch schlüssig zeigen kann, dass diese Aktion garan­tiert nicht zu einer Re­duk­tion des moto­ri­sierten Verkehrs führt; und mit sehr grosser Wahr­schein­lich­keit wird auch der CO2-Ausstoss nicht reduziert. Unnötig deshalb, weil damit jeder von der Stadt für diese Aktion aus­ge­gebene Franken pure Ver­schwen­dung ist. Der Beweis ist hier geführt.

Der Stadt­rat lieferte zwar am 25. März 2024 eine Ant­wort, aber diese war so unvoll­ständig, dass ich den Damen und Herren im Rat­haus eine zweite Chance geben musste mit einer weiteren Anfrage «Geheim­nis­krämerei und Des­infor­mation im Zusam­men­hang mit der Aktion Mobility-Gutscheine». Am 23. September 2024 hat der Stadt­rat nun end­lich eine Ant­wort geliefert, und es darf sicher als kleiner Erfolg ver­zeichnet werden, dass nun immer­hin alle Kosten offen­gelegt wurden. Es war offen­bar nicht möglich, sich hinter irgend­welchen Para­graphen zu ver­stecken.

Was kann man der Antwort des Stadt­rats ent­nehmen?

  • Die Gesamt­kosten belaufen sich auf CHF 18'528.44 plus «interner Arbeits­aufwand von rund 9 Stunden». Ergo: Die Stadt hat ins­gesamt min­des­tens 20'000 Franken ver­jubelt für dieses ideo­logie­getriebene Projekt!
  • Die Stadt Aarau hat Mobility 15'000 Stutz über­wiesen, damit diese private Firma etwas Werbung macht für ihre Dienst­leistung und so ihren Kunden­stamm in Aarau auf Kosten des Steuer­zahlers ver­grössern kann. Definitiv kein schlechter Deal, aus Sicht Mobility!

Die rest­lichen Fragen hat der Stadt­rat so stümper­haft (oder mit Ab­sicht un­voll­ständig?) be­ant­wortet, dass ich bei Mobility direkt nach­fragen musste, um endlich Antworten auf alle Fragen zu haben und dann ein paar sinn­volle Be­rech­nungen an­stellen zu können:

  • Im Rahmen der Aktion wurden ins­ge­samt 316 Gut­scheine ein­ge­löst. 291 wurden von beste­henden Kunden ein­ge­löst (und haben so auf Kosten des Steuer­zahlers von einem Rabatt von 30 Franken profi­tiert). Nur 25 Neu­kunden haben einen Gut­schein ein­ge­löst.
  • Pro ein­gelösten Gut­schein (Wert 30 Fran­ken) hat die Stadt mehr als 60 Franken aus­ge­geben (be­rechnet als CHF 20'000 / 316).
  • Alternativ: Pro Mobility-Neu­kunde hat die Stadt unglaub­liche 800 Franken aus­ge­geben (be­rechnet als CHF 20'000 / 25). Von einem solchen Kunden-Akquise-Budget kann man in der Privat­wirt­schaft nur träumen.
  • 15% der be­stehenden Mobility-Kunden (Stadt Aarau) haben den Gut­schein ein­ge­löst. Damit kann man be­rechnen, dass Mobility zu Beginn der Aktion in der Stadt Aarau 1940 be­stehende Kunden hatte [(315-25) / 15 * 100 = 1940]. Dank den vom Steuer­zahler auf­ge­worfenen 20'000 Franken hat Mobility also den Kunden­bestand in Aarau um ca. 1% er­höhen können [25 / 1940 = 1.29%].

Nun noch zum Geschwurbel des Stadtrats im Zusammenhang mit den «wissenschaftlichen Studien». Ich habe hier ausführlich über das Thema geschrieben, und ich stehe zu meinen Erkenntnissen: Es existieren keine empirischen Studien, welche die vom Stadtrat (oder Mobility) behaupteten Effekte nachweisen würden. Es gibt keinen statistisch signi­fikanten Effekt von Car­sharing auf den Pkw-Besitz, und es ist eine unbewiesene Behauptung, dass Carsharing zu einer inten­siveren Nutzung nach­haltiger Mobilitäts­optionen oder einem multi­modalen Verkehrs­verhalten führen würde.

Die vom Stadt­rat behaupteten posi­tiven Effekte basieren also einzig auf sog. Modell­rechnungen. All­fällig gemessene Effekte sind sta­tis­tisch nicht signi­fikant oder zeigen gar in die falsche Richtung. Geradezu lach­haft ist die folgende Behauptung: «...ein stations­basiertes Car­sharing-Auto kann bis zu 16 private Autos ersetzen...» — da ist sogar Mobility noch bescheidener: Im Marketing-Material wird behauptet, ein Mobility-Fahr­zeug könne bis zu 11 Privat­autos ersetzen. Klar ist, dass solche «bis zu»-Aussagen auch dann korrekt sind, wenn kein einziges privates Auto ersetzt wird.

Die ganze Car­sharing-Propaganda erinnert einen sehr an die Corona-Propa­ganda für die Gen­therapie: Sicher und 95% Schutz vor Ansteckung und Trans­mission. Solcher Un­sinn wurde damals eben­falls von «Experten» (und Politikern) behauptet, und zwar immer mit Ver­weis auf «wissen­schaft­liche Studien»...

So bleibt die Erkenntnis: Ausser Spesen nichts gewesen — aber es ist schön zu wissen, dass immerhin der Stadtrat zufrieden ist mit diesem unsinnigen Projekt...



PS: Die AZ hat am 5. Oktober 2024 berichtet