Am 23. Mai 2024 habe ich dem Stadtrat ein paar Fragen gestellt zur Umstellung der gemischten Sammlung von Altpapier und Altkarton auf getrennte Sammlung. Die Fragen zielten darauf ab herauszufinden, ob die für alle sehr mühsame, getrennte Sammlung tatsächlich etwas bringt oder ob es sich um eines der ideologischen ESG-Projekte (ESG steht für Environment, Social, Governance — hier erklärt) aus der marxistisch befeuerten UNO Agenda 2030 handelt, die in der Ideologiestadt Aarau seit vielen Jahren Hochkonjunktur haben.
Nun liegen die Antworten des Stadtrats vor. Was folgt ist nur für starke Nerven, da sich meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt haben:
- Ökologischer Unsinn
Die Umstellung bringt der Umwelt absolut nichts, im Gegenteil: Papier und Karton wurden schon mit dem alten System separat rezikliert, und das ganze Theater um «eingespartes» CO2 ist reine Augenwischerei und ideologisches Geplapper. Die behauptete Einsparung von 7.6 t CO2 liesse sich für schlappe CHF 190 kompensieren auf myclimate, aber wie sinnvoll sind denn 2'450 zusätzliche Kilometer (7 Sammeltouren à 350 km) auf Stadtgebiet mit einem schweren Dieselfahrzeug? Es geht hier um zusätzliche und ganzlich unnötige Lärm- und Luftverschmutzung mitten in der Stadt, welche die Linken sonst bei jeder Gelegenheit bekämpfen (nicht einmal Busse dürfen in Zukunft durch die Innenstadt fahren...). Nur ein ESG-Ideologe kann so etwas als Gewinn für die Umwelt verkaufen; schlimm, dass die Sheople (= Schlafschafe) diesen Unsinn dann auch noch glauben... - Ökonomischer Unsinn
Statt 7.6 t CO2 bei myclimate für ca. 190 Franken zu kompensieren, wird die Bevölkerung mit unnötigen Mehrkosten von deutlich über 100'000 Franken belastet (im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2021 und 2022); das entspricht einer Kostensteigerung von mehr als 50%, und das bei einer deutlichen Verschlechterung der Dienstleistung! In dieser Zahl sind die direkten Mehrkosten der Einwohnerinnen und Einwohner von Aarau noch gar nicht berücksichtigt; ich denke da an den Mehraufwand fürs Trennen, die Lagerkosten (weil man Karton und Papier z.T. deutlich länger als einen Monat bei sich lagern muss) und die Tatsache, dass man die Wertstoffe neu 19 Mal pro Jahr statt nur 12 Mal pro Jahr rausstellen muss.
In den Folgejahren wird es übrigens nicht besser. Auch 2024, 2025 und bis in alle Ewigkeit wird die getrennte Sammlung von Altpapier und Altkarton jedes Jahr Mehrkosten von deutlich über 80'000 Franken verursachen. - Reduzierte Service-Qualität und Kundenzufriedenheit
Es ist zwar korrekt, dass einige Kunden mit dem neuen System glücklicher sind, weil man an gewissen Orten (z.B. in der Telli) zusätzliche Sammelmulden (mit entsprechender Kostenfolge) aufgestellt hat. Dieser Ausbau der Dienstleistung hat allerdings nichts mit der Umstellung auf getrennte Sammlung zu tun, sondern ist eine Reaktion auf Reklamationen, weil es gerade in den beengten Verhältnissen einer kleinen Wohnung mühsam ist, wenn man Karton während bis zu zwei Monaten (statt wie früher maximal einen Monat lang) lagern muss, bis Sammeltag ist. Für alle anderen Kunden ist die Service-Qualität deutlich schlechter geworden, weil mit dem alten System 12x pro Jahr, also jeden Monat sowohl Altpapier als auch Altkarton abgeholt wurden. Neu wird zwar 19x pro Jahr gesammelt, aber eben getrennt, d.h. sowohl beim Altpapier als auch beim Altkarton haben wir neu weniger als 12 Sammlungen pro Jahr, was ganz offensichtlich eine Verschlechterung darstellt. De facto müssen Papier und Karton mit dem neuen System z.T. viel länger gelagert werden als bei gemischter Sammlung. Kommt dazu, dass nun die Strassenränder 19 Mal pro Jahr mit Kartonbergen und Papierbündeln verstellt sind, statt wie bis anhin nur 12 Mal pro Jahr. Und dort, wo die Trennanleitung nicht korrekt verstanden oder umgesetzt wird (wer hat z.B. gewusst, dass eine Papiertragetasche als Karton zu entsorgen ist?), steht das zurückgewiesene Sammelgut nicht selten noch Tage später am Strassenrand.
So ist es keine Überraschung, dass der Stadtrat in seiner Antwort mittels Framing versucht, von den katastrophalen Fehlentscheiden abzulenken. So schreibt er: Die Umstellung von der gemischten zu einer getrennten Papier- bzw. Kartonsammlung erfolgte ausdrücklich aufgrund von ökologischen wie auch recycling-technischen Aspekten. Solche Floskeln sind eine grobe Beleidigung für jeden halbwegs normalen Verstand.
Gemäss Auskunft Werkhof liegt die Verantwortung für diesen Entscheid bei der Abteilung Betrieb Infrastruktur und Sport zusammen mit der für den Werkhof verantwortlichen Stadträtin Silvia Dell'Aquila; auf LinkedIn lässt sie die Welt voller Stolz wissen: «No business as usual» — darf man fragen, wieso man einer solchen Person die Führung des Werkhofs in die Hände legt? Hier würde es anstelle einer Ideologin, die uns schon die «Kostenneutrale» Digitalisierung beim Grüngut ungefragt aufs Auge gedrückt hat (jener Mega-Flop hat ebenfalls fast 100'000 Franken gekostet), unbedingt jemanden brauchen, der etwas von Business, Finanzen, Logistik und auch Operations Research versteht. Und eine Prise gesunder Menschenverstand wäre auch von Vorteil...
Die ganze Übung ist jedenfalls ein Paradebeispiel für ESG-Ideologie: Die Umstellung ist zwar ein kompletter Unsinn, aber es ist eine tolle Gelegenheit, die ewig störrische Bevölkerung zu erziehen — und die irreführende Propaganda beruhigt das Gewissen! Viele Unternehmen mit guten ESG-Ratings sind mittlerwile allerdings zur folgenden, brutalen Erkenntnis gelangt:
go woke — go broke!
Die detaillierten Berechnungen (inkl. Annahmen) sehen so aus (und wer mit dem CO2-Gefummel selber etwas rumspielen will, der kann das auf carboncare oder myclimate tun):
Kurz zusammengefasst: Man hat die Kosten um mehr als 50% erhöht, und zwar für nichts und wieder nichts.
Die Stadt selbst hat die Zahlen in der Antwort (wie üblich) geschönt, indem wichtige Elemente für einen fairen Vergleich der beiden Systeme ignoriert wurden oder nur am Rande erwähnt sind:
- Zusatzkosten
Die erwähnten «diversen Kosten» im Rahmen der Umstellung im Betrag von CHF 47'250 sind zwar erwähnt, aber nicht wirklich in die städtische Kostenaufstellung eingeflossen. Ich habe 50% dieser Kosten auf das Umstellungsjahr 2023 alloziert und die restlichen 50% über 10 Jahre verteilt an die Kosten in den Jahren 2023, 2024, ... bis 2032 angerechnet. Je nach Sichtweise sind entweder die Kosten im 2023 höher [tiefer] als mit meiner Annahme (und dafür sind die Mehrkosten in den Folgejahren tiefer [grösser]. Ich nehme an, die Kosten für die diversen Mailings und die übrigen Erziehungsmassnahmen (Kleber usw.) sind in den 47'250 Franken enthalten, aber wirklich wissen tun wir es nicht. - Verkürzte Lebensdauer der Sammelfahrzeuge
Nachdem die Sammelfahrzeuge mehr Strecke fahren (insgesamt 17 Sammeltouren à 350 km pro Jahr statt nur deren 12), sind sicher nicht nur die Unterhalts- und die Treibstoffkosten höher, sondern man muss auch rascher amortisieren, weil die um rund 2'500 km höhere Kilometerleistung pro Jahr zu einer Reduktion der Lebensdauer führt. Es geht aus der Antwort des Stadtrats leider nicht hervor, ob diese Zusatzkosten irgendwo berücksichtigt sind. Nachdem so ein Sammelfahrzeug problemlos 600'000 bis 800'000 Franken kosten kann, spielt es aber schon eine Rolle, ob die Lebensdauer 9 oder 10 Jahre beträgt. Ganz sicher nicht berücksichtigt sind «graue Energie» und die Verschlechterung der CO2-Bilanz, die man sich mit der kürzeren Lebensdauer einhandelt, aber auch dafür haben die Ideologen dann sicher eine passende Antwort: Bei der Neubeschaffung muss es dann ein Elektrosammelwagen sein, der sicher 50% mehr kostet als ein bewährtes Sammelfahrzeug mit Dieselantrieb. - CO2-Kompensation für zusätzliche Fahrten fehlt
Wie üblich erwähnt der Stadtrat in seiner Antwort die Vorteile prominent (Reduktion der CO2-Emissionen durch Wegfall von 9'800 LKW-Kilometern und Wegfall des Sortierprozesses), die Nachteile werden dann aber unterschlagen. Tatsache ist, dass für eine saubere Betrachtung auch die zusätzlich gefahrenen Sammel-Kilometer zu berücksichtigen sind (19 statt 12 Fahrten) resp. CO2-mässig sauber zu kompensieren sind. Es handelt sich immerhin um ca. 2'500 Zusatzkilometer pro Jahr (7 Sammelfahrten à 350km pro Jahr). Auf Nachfrage hat mir der Werkhof bestätigt, dass die effektive Reduktion der gefahrenen LKW-Kilometer nur ca. 4'000 bis 5'000 km beträgt, und nicht die ursprünglich behaupteten 9'800 km. - Keinerlei Beweise für die behaupteten CO2-Einsparungen
Pro Jahr sollen ca. 7.6 t CO2 eingespart werden (brutto), und der Wegfall des Sortierprozesses in Utzenstorf soll die CO2-Emissionen ebenfalls reduzieren. Es werden «Berechnungen» einer Firma CSD Ingenieure erwähnt, aber es werden keinerlei Details geliefert, welche für die Überprüfung der Behauptungen notwendig wären. Nachdem schon die ursprünglichen Angaben zu den LKW-Kilometern falsch war, gibt es keinen Grund dafür, den restlichen Behauptungen zu trauen. Ohne Kontrolle kann man solche Studien «rauchen». Ich wage mal zu behaupten, dass es in Bezug auf die CO2-Emissionen schlussendlich keine Rolle spielt, wo sortiert wird (in den Haushalten oder bei der Transport AG in Aarau). Suboptimal ist hingegen vermutlich eine Sortierung in Utzenstorf, ausser diese Sortieranlage liege am Weg in das finale Papier-/Karton-Reziklierwerk. Aber eben, Werkhof und Stadtrat wollen mit ihrer Antwort ja nicht aufklären und mit Fakten überzeugen, sondern man schreitet munter weiter auf dem Propagandapfad, weil es halt viel bequemer ist.
Ein weiterer Rohrkrepierer ist das «Gejammer» des Stadtrats, dass sich die erwarteten Erlössteigerungen wegen Mengenreduktionen nach dem Ende der Plandemie (äxgüsi, der Stadtrat hat natürlich Pandemie geschrieben) nicht materialisiert hätten. Dieser Versuch, das in jeder Dimension katastrophale Projekt schönzureden, ist eine grobe Beleidigung für jeden halbwegs normalen Intellekt. Man kann ja testhalber mal annehmen, der mit 22.19% ausgewiesene Rückgang (im Vergleich zum Durchschnitt der beiden Jahre 2021 und 2022) hätte gar nicht stattgefunden; so hätte man hypothetisch statt nur CHF 83'089 sagenhafte CHF 106'785 eingenommen mit dem Verkauf des Sammelguts — nur, es ist sogar einem Primarschüler klar, dass auch mit diesem hypothetischen Mehrertrag von 23'696 Franken, der bei gleichbleibenden Mengen resultiert hätte, aus dem Verlustprojekt keine Goldgrube wird; es bleiben satte Verluste hängen, welche Aaraus Bevölkerung belasten. Eindrücklich ist, dass der Stadtrat sich selbst für dieses totale Versagen auf der Finanzachse 5 von 10 möglichen Punkten gibt:
Es ist wie beim Limbo: How low can you go? Diese Ideologen sind so weit entfernt von der Realität, dass sie vermutlich noch Stolz sind auf ihr Projekt. In der Privatwirtschaft hätte man den Stöpsel schon nach der Vorstudie gezogen, aber in Aarau werden wir vermutlich mit diesem Unsinn leben müssen, bis eine Mehrheit der wählenden Bevölkerung aufwacht und diese Ideologen abwählt. 2025 wird sich erstmals Gelegenheit bieten!
Das ideologische Schulterklopfen des Stadtrats ist natürlich keine Überraschung. Man kennt es aus vielen anderen Projekten, sei es die Beruhigung der Bahnhofstrasse, die Einführung der Grüngut-Chips, die Aktion mit Mobility-Gutscheinen oder der Flop mit den Begegnunsorten. Mein persönliche Beurteilung: Totales Versagen in jeder relevanten Dimension, aber volle Punktezahl in der ESG-Dimension «Umerziehung» der Bevölkerung. Dem linken Stadtrat ist jedenfalls kein Aufwand zu gross, um uns die UNO Agenda 2030 aufs Auge zu drücken. Falls es je einen Remake von Clockwork Orange geben sollte, Aarau bietet schon heute die perfekte Kulisse.
PS: Die AZ, das lokale Propaganda-Blättli von ch-media hat sich ebenfalls versucht in einer Analyse, aber wie üblich beschränkt man sich darauf, die Propaganda des Stadtrats in ein wenig Prosa zu wickeln. Es fehlt in diesem Bericht von Florian Wicki eigentlich alles, was Qualitätsjournalismus ausmacht (und nein, 500+ connections auf LinkedIn und das Durchlaufen der Ringier Journalistenschule sind nicht hinreichend, um in die Gilde der Qualitätsjournalisten aufzusteigen). Ich weiss nicht, ob man es nicht besser kann, oder ob man es nicht besser machen will. In jedem Falle ist aber klar, dass das nächste Problem schon vor der Türe steht: Der Angriff der linken Globalisten auf unsere Meinungs- und Informationsfreiheit...